Buch 3

Verstehst du auch was du liest?

(Apostelgeschichte 8,30)

Eine Entdeckungreise durch die Bibel!

Dieses Buch ist noch in der Überarbeitungsphase.
Eine vorläufige Ausgabe ist hier verfügbar:

Einleitung zum Buch

Die Bibel hat mehr als 31.000 Bibelverse. Die meisten davon sind einfach zu verstehen und sind weder für die Übersetzer noch für den Leser eine Herausforderung. Dabei muss betont werden, dass die Grundwahrheiten der Bibel über Gott und Jesus stets ganz klar und eindeutig zu verstehen sind.

Es gibt allerdings auch Bibelverse, die deutlich schwieriger zu verstehen sind. Oft verbergen sich in solche Bibelverse tiefe Geheimnisse oder Erkenntnisse, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.

Wenn jemand in diesem Fall anfängt in der Literatur oder im Internet nach Bibelauslegungen zu suchen, kann derjenige außerordentlich viele, teilweise sehr unterschiedliche, Auslegungen finden. Oberflächlich gesehen sind die dabei abgegebene Begründungen oft logisch. Aber auch, wenn eine Begründung für eine Bibelauslegung noch so logisch klingt, bedeutet das noch lange nicht, dass sie deshalb richtig ist. Das trifft ganz besonders dann zu, wenn Bibelstellen als Begründung für eine bestimmte Theorie verwendet werden.

Heiße Themen, die sehr unterschiedlich ausgelegt werden, sind zum Beispiel die Art der Taufe oder die Frage nach Scheidung und dem Wiederheiraten. Und so stellt sich die Frage: Welche Auslegung ist nun wirklich richtig? In einigen Fällen habe ich darauf eine klare Antwort gefunden. In anderen Fällen werde ich es dem Leser überlassen, selbst eine Antwort zu finden. Auch habe ich mich damit abfinden müssen, nicht auf alle Fragen Antworten geben zu können.

Allerdings waren die oben genannten heißen Themen nicht der Grund, weshalb ich dieses Buch geschrieben habe. Es gibt so viel mehr in der Bibel zu entdecken und zu erforschen. Als weiteres Beispiel möchte ich hier die Schöpfung nennen. Auch darüber gibt es sehr viele unterschiedliche Auslegungen.

Und wie ist es mit der Bergpredigt von Jesus? Aus meiner Sicht steht hier das Thema Charakterveränderung und Veränderung des Denkens im Vordergrund. Jesus wollte keineswegs die bestehenden Gesetze weiter verschärfen. Er deckt aber falsche Auslegungen der Mose-Gesetze auf und stellt diese richtig.

Nun, warum habe ich dieses Buch „Verstehst du auch, was du liest?“ genannt? Diese Worte stehen in Apostelgeschichte 8,30. Es ist Philippus, der hier diese Frage an den Kämmerer aus Äthiopien stellt. Dieser Mann hatte eine tiefe Sehnsucht nach einem tieferen Verständnis der Bibel und Philippus, der 3½ Jahre von Jesus persönlich unterrichtet wurde, hilft diesen Mann, die Bibel zu verstehen.

Ich möchte jetzt in dieser Einleitung mit einigen Gedanken über Jesus weitergehen. Jesus kannte die Heilige Schrift sehr gut und konnte sie perfekt auslegen. Ohne Zweifel wusste Jesus genau, was die einzelnen Geschichten bedeuten und wie sie zu deuten sind. Auch hat Jesus niemals die Heilige Schrift infrage gestellt und das werde ich auch nicht tun. Und nicht umsonst steht in: 2. Timotheus 3,16:

Alle Schrift ist von Gott eingegeben (wörtlich: gottgehaucht; griechisch: theopneustos) und nützlich zur Lehre zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit,

Die Worte „Alle Schrift“ bedeuten hier: „jedes Wort„!

Das Beispiel von Jesus ist der wichtigste Leitfaden in diesem Buch und auch für mich ist die Heilige Schrift das Fundament für dieses Buch. Wir wollen uns deshalb zuerst anschauen, wie Jesus lehrte und was für ein Verständnis Jesus vom Alten Testament hatte.

Auch Petrus stellte das Alte Testament nie infrage. In 2. Petrus 3,15-16 stellt er sogar die Briefe von Paulus auf einer Ebene mit den übrigen Schriften und meint damit wohl auch die Schriften vom Alten Testament.

Jesus und sein Verständnis vom Wort Gottes

Die Bibel ist kein normales Buch. Es ist ein übernatürliches Buch, inspiriert vom Heiligen Geist. Deshalb ist es so wichtig, die Bibel mit der Hilfe des Heiligen Geistes auszulegen. Nur mit dem reinen Verstand kommt man da nicht weit. Wie hat nun Jesus die Bibel studiert? Woher wusste Jesus so gut, was in der Bibel steht? Das sind sehr interessante Fragen.Mit der Bibel sind in diesem Fall natürlich die Schriften des Alten Testaments gemeint.

Die Muttersprache von Jesus war aus meiner Sicht wohl Aramäisch. Es gibt einige Wörter von Jesus, die nämlich in der aramäischen Sprache überliefert wurden. Siehe dazu dem Kapitel: „Alle aramäischen Wörter im Neuen Testament“. Allerdings ist es unter den Gelehrten umstritten, ob Jesus Aramäisch oder Hebräisch gesprochen hat.

Die Gesetze von Mose, die Worte der Propheten und die sonstigen Überlieferungen liegen aber hauptsächlich in hebräischer Sprache vor.

In Lukas 4,17-21 steht folgende interessante Geschichte über Jesus in der Synagoge von Nazareth:

17 Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben war: 18Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, 19 auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.20 Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich; und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. 21 Er fing aber an, zu ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.

Ausgehend von dieser Geschichte, können wir annehmen, dass Jesus sowohl die aramäische wie auch die hebräische Sprache sehr gut kannte, sonst hätte er hier nicht aus der Buchrolle von Jesaja vorlesen können und überhaupt: Jesus konnte lesen! Das war in der damaligen Zeit nicht normal. Auch wenn das hier nicht explizit steht, gehe ich davon aus, dass Jesus die Schriftrolle selbst vorgelesen hat. Das wird durch die Worte „als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle“ und „als er das Buch zugerollt hatte“ angedeutet.

Woher hatte Jesus diese Weisheit und Erkenntnis? In Lukas, Kapitel 2 steht die Geschichte, wie Jesus als 12-Jähriger im Tempel ist. (Übrigens Bar Mitzwa für Jungen findet in der Regel am ersten Sabbat nach dem 13. Geburtstag statt und Bat Mitzwa für Mädchen findet in der Regel am ersten Sabbat nach dem 12. Geburtstag statt.)

Lukas 2,46-47: 46 Und es geschah, dass sie ihn nach drei Tagen im Tempel fanden, wie er inmitten der Lehrer saß und ihnen zuhörte und sie befragte. 47 Alle aber, die ihn hörten, gerieten außer sich über sein Verständnis und seine Antworten.

Direkt davor steht:

Lukas 2,40: Das Kind aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm.

Als Kleinkind wurde Jesus bereits mit Weisheit und Erkenntnis gesegnet und hatte einige ganz tolle Fähigkeiten bzw. Begabungen mit auf dem Weg bekommen. Gottes Gnade war auf ihm. Das passierte also nicht erst, als der Heilige Geist nach Jesu Taufe auf ihm kam (Matthäus 3,16). Ist das nicht erstaunlich? Die Bibel sagt weiter nicht viel dazu, aber Jesus hatte offensichtlich bereits als Kind ein sehr gutes Verständnis von der Schrift. Wer war hier sein Ausbilder? War es der Heilige Geist? Die Schriftgelehrten waren es sicher nicht. Der Heilige Geist hat die Schrift verfasst bzw. inspiriert. Die damaligen religiösen Leiter kannten zwar die Buchstaben der Schrift ganz genau, aber sie kannten den Urheber der Schrift ganz und gar nicht. Dadurch hatten sie auch erhebliche Probleme, die Schrift richtig auszulegen. Das war bei Jesus ganz anders! In Lukas 2,49 sagt Jesus, dass Gott sein Vater ist, und bringt damit zum Ausdruck, dass er Gott als seinem Vater kennt, obwohl Maria im Vers davor noch sagt, dass Josef sein Vater ist.

Auch im Johannesevangelium gibt es einige ganz interessante Aussagen über Jesus:

Johannes 3,31: Der von oben kommt*, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde her. Der vom Himmel kommt, ist über allen;
* Volxbibel: Er ist aus Gottes Welt gekommen.

Johannes 6,38: denn ich bin vom Himmel herabgekommen,

Diese Bibelstellen können so ausgelegt werden, dass Jesus bedingt durch seine Herkunft die Schrift bereits sehr gut kannte.

Auch in Nazareth wundern sich die Menschen über Jesus:

Matthäus 13,54-56: 54 Und er kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, sodass sie sehr erstaunten und sprachen: Woher hat er diese Weisheit und die Wunderwerke? 55 Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? 56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher hat er nun dies alles?

Die Parallelstelle dazu ist Markus 6,2-3. Nach Nazareth geht Jesus nach Kapernaum und die Zuhörer waren dort ebenfalls sehr erstaunt:

Lukas 4,32: Und sie erstaunten sehr über seine Lehre, denn sein Wort war mit Vollmacht.

Markus 1,22: Und sie erstaunten sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.

Über Jesus nach der Bergpredigt, vermutlich auch in Kapernaum, steht weiter geschrieben:

Matthäus 7,28-29: 28 Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre; 29 denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

Und schließlich steht über Jesus auf dem Laubhüttenfest in Jerusalem geschrieben:

Johannes 7,15: Da wunderten sich die Juden und sagten: Wie kennt dieser die Schriften, da er doch nicht gelernt hat?

Diese Bibelstellen bestätigen, wie gut Jesus lehrte und wie gut er die Schriften kannte, die schließlich hauptsächlich in der hebräischen Sprache verfasst worden sind und wie gut er die Schriften auslegen konnte!

Eine letzte Erwähnung, dass Jesus die Schriften sehr gut kannte, kommt nach seiner Auferstehung in Lukas 24,13-27:

13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an diesem Tag nach einem Dorf mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. 25 Und er sprach zu ihnen: Ihr Unverständigen und im Herzen (zu) träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26 Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit hineingehen? 27 Und von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.

Ist das nicht fantastisch! Wie gerne wäre ich dabei gewesen, als Jesus diesen Vortrag hielt!

So können wir zweifelsfrei davon ausgehen, dass Jesus

erstens, die Schrift sehr gut kannte,
zweitens, die hebräische und aramäische Sprache beherrschte,

drittens, genau wusste, wie die Schrift auszulegen ist,
viertens, mit Vollmacht predigte und so die Herzen vieler Menschen berührte! und:
fünftens, lesen konnte und genau wusste wie die aufgeschriebenen hebräischen Worte
– damals noch ohne Vokale – ausgesprochen werden mussten und was sie bedeuten.

Hierbei ist auch noch zu beachten, wie bereits erwähnt, dass weder Jesus noch seine Nachfolger jemals irgendein Wort von der Schrift infrage gestellt haben.

Das gilt insbesondere für die Schöpfungsgeschichte und für die ganze Geschichte des Volkes Israel!

Nun sagt Jesus in Lukas 6,40:

Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer; jeder aber, der vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer.

Das ist eine sehr interessante Aussage Jesu. Aber wer ist hier nun der Lehrer? Zuallererst hat Jesus hier sich selbst gemeint und in unsere Zeit ist damit der Heilige Geist gemeint!

Die Worte „jeder aber, der vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer“ sind für mich eine sehr große Ermutigung. Das heißt, dass ich beim Bibelstudium große Ziele haben darf. Im Kapitel: „Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer“, werde ich darauf noch weiter eingehen.

Zu bedenken, ist noch, wie es in Johannes 7,15 gesagt wird, dass weder Jesus noch seine Jünger auf einer Universität studiert haben. Jesus war auch nicht auf einer Bibelschule. Die Jünger hatten allerdings die beste Schule, die es nur gibt! Ich will damit nicht sagen, dass ein Universitätsstudium sinnlos wäre, aber es sollte nicht überbewertet werden. Es ist allerdings möglich einen theologischen Universitätsabschluss zu bekommen, ohne den Urheber der Heiligen Schrift persönlich zu kennen und ohne den Heiligen Geist selbst empfangen zu haben. Das ist sehr schade, weil einem dadurch vieles entgeht. Dann ist das Verstehen der Bibel nur noch eine Kopfsache.

Nun darf beim Auftreten von Jesus die ständige direkte Verbindung zum Vater nicht vergessen werden. Die war wohl das Allerwichtigste, wie es auch die nachfolgenden Bibelstellen zeigen:

Johannes 8,26: Vieles habe ich über euch zu reden und zu richten, aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig; und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt.

Johannes 12,49-50: 49 Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll; 50 und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat.

Andere Meinungen

Ein großes Problem kann nun sein: Wenn ich mit einer voreingestellten Meinung in der Bibel nach der Bestätigung einer Meinung suche, dann finde ich mit höchster Wahrscheinlichkeit auch eine entsprechende Bestätigung, ob die nun richtig ist oder auch nicht.

Auch für wirklich falsche Schlussfolgerungen können „Bestätigungen“
in der Bibel gefunden werden. Hierbei ist es möglich, selektiv vorzugehen und nur die Bibelverse zu verwenden, die eine bestimmte Meinung bestätigen. Die Bibelverse, die diese Meinung nicht bestätigen oder sogar widersprechen, werden ignoriert. Das halte ich für eine große Gefahr. In diesem Buch werde ich dazu noch einige Beispiele nennen.

Ein Beispiel für so eine falsche biblische „Bestätigung“ ist bei der früheren Apartheidspolitik von Südafrika zu finden. Die niederländischstämmigen Buren waren durch den Calvinismus geprägt. Dabei war Südafrika für die Buren das Gelobte Land und die Ureinwohner waren diejenigen, womit sie sich nicht vermischen dürften! Zur religiösen Legitimation der Apartheid wurden Stellen aus dem Alten Testament wie 5. Mose 7,1-3, 5. Mose 23,3 und Josua 23,9-13 verwendet. Das ist ein klarer Missbrauch von Gottes Wort.

Gute Fragen, die man insbesondere beim Lesen einer schwierigen Bibelstelle stellen kann, sind:

„Was will Gott uns durch diese oder jene Bibelstelle wirklich sagen?“
„Wer hat diese Bibelstelle geschrieben?“

„An wem ist diese Bibelstelle gerichtet?

„Was ist der Zusammenhang?“
und:
„Weshalb steht diese Stelle hier in der Bibel?“

Und nicht:

„Was können wir dort hineininterpretieren?“ Oder:
„Was können wir aus dieser Bibelstelle herausholen?“
Oder, was noch schlimmer ist:
„Wie kann ich diese Bibelstelle für meine Absichten oder meine Theorie verwenden?“

Nicht gut ist auch, wenn eine Bibelstelle überbetont wird. So sollte die Frage immer wieder sein, wie diese Worte verstanden werden müssen. Oder mit anderen Worten:

Was hat der Verfasser damals mit den jeweiligen Bibelworten wirklich gemeint und beabsichtigt?

Auch kann man sich abfragen:

„Was für ein Bild haben die Menschen damals bei diesen Worten vor Augen gehabt?“ und:
„Wie haben die Menschen damals diese Worte verstanden?“

Dazu ist es wichtig, sich immer wieder neu in die Gedankenwelt und Kultur der damaligen Hebräer hineinzuversetzen.

Hierbei sollte, wie bereits erwähnt, nicht vergessen werden, dass das einfache Volk damals nicht lesen und schreiben konnte. Aber Jesus konnte lesen und schreiben!

Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, ob eine Bibelstelle häufiger vorkommt, oder nur ein einziges Mal. Wenn so einer einmaligen Bibelstelle dann auch noch sehr schwierig zu übersetzen ist und in den verschiedenen Bibeln und Sprachen sehr unterschiedlich wiedergegeben wird, sollte diese Bibelstelle eher mit Vorsicht behandelt werden und lieber beiseitegelassen werden, wenn es dazu alternative Aussagen gibt. In keinem Fall sollte so eine Bibelstelle als Grundlage für irgendwelche Theorien verwendet werden.

In der Schule oder auf der Universität werden wir darauf trainiert, dass was der Lehrer oder Professor sagt, perfekt wiederzugeben, damit wir die Prüfungen mit einer guten Note bestehen. Das ist an einer Seite auch gut so. Wir sollten aber dort nicht stehen bleiben. Ich möchte deshalb jeden Leser dazu ermutigen, selbst zu denken und nicht einfach das, was geschrieben, gesprochen oder gepredigt wird, so hinzunehmen. Studenten sind damit aufgefordert, nicht jedes Wort zu glauben und daran festzuhalten … Ich habe öfters den Satz gehört: „Das habe ich aber so in der Schule gelernt.“ Für mich ist das aber kein Grund deshalb am Gelernten festzuhalten. „Das war schon immer so!“, ist auch so ein Satz, wobei man hellwach werden sollte und sein Hirn erst recht einschalten sollte! Meine Sicht auf diese ist somit, dass man den gesunden Menschenverstand niemals ausschalten sollte.

Traditionell werden die Erklärungen von wissenschaftliche „Experten“ als fundiert ansehen, weil sie eben „Experten“ sind. Insbesondere dann, wennn diese „Experten“ Professoren sind oder einen Nobelpreis bekamen. Also akzeptieren wir deren Erklärungen einfach als Tatsache. Leider scheint es manchmal so zu sein, dass bei bestimmten Theorien große Fortschritte gemacht werden, die „Experten“ aber trotzdem stehenbleiben und keine Aktualisierung ihrer eigenen Einsichten in Betracht ziehen. Das trifft wohl ganz besonders auf „Experten“ zu, die extrem stark auf die eigene Meinung beharren und Andersdenkenden kritisieren bzw. alternative Theorien gar nicht in Betracht ziehen wollen.

Hinzukommen noch die Machtstrukturen im Bereich der Wissenschaft. Wenn jemand eine wissenschaftliche Karriere machen will, wenn jemand beachtet werden will, wenn jemand sich unter den großen Namen der Wissenschaft wiederfinden will, dann ist der bequemstste (oder besser: der einzig mögliche) Weg dazu sich diesem System anzupassen. Starke Abweichungen vom Standard führen wohl kaum zum Erfolg.

Auch im kirchlichen bzw. religiösen Bereich können interessante Beispiele gefunden werden: Zur Zeit Jesu waren die Pharisäer und Schriftgelehrten die religiösen „Experten“. Saulus war in diesem System der Pharisäer und Schriftgelehrten sehr erfolgreich bis Jesus ihm höchstpersönlich aus diesem alten System herausholte. Danach wurde er durch das alte System verfolgt und man versuchte ihm sogar umzubringen!

In diesem Buch gibt es einige Kapitel, die sicherlich provozieren und die auch bewusst so geschrieben wurden. Ich habe mit diesem Buch schon ein wichtiges Ziel erreicht, wenn jemand dabei seine althergebrachten Denkmuster infrage stellt und überdenkt. Hierzu gehören auch Vorurteile und das Schubladendenken. Das sind Dinge, die ein neues Denken stark behindern können und von daher unbedingt abgelegt werden sollten.

Die Gläubigen von Beröa hielten nicht an irgendwelche Tradionen fest. Sie studierten selbst die Schrift und verließen sich auch nicht auf die Predigt von Paulus allein, obwohl Paulus eine wirklich sehr zuverlässige Quelle war.

Apostelgeschichte 17,11: … sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte.

Auch in Römer 12,2 ermutigt Paulus den Menschen dazu, ihr Denken von Gott erneuern zu lassen.

Jemand, der gerade fertig ist mit seiner Ausbildung oder mit der Universität, kann auf seine Leistungen und auf sein Wissen stolz sein. Jemand, der dann auch noch ein Doktortitel bekommt, kann ebenfalls stolz darauf sein. Jedoch darf man nicht anfangen zu denken: „Ich weiß so viel und habe so viel erreicht. Von wem kann ich noch etwas lernen?“ Das ist ein sehr dummer Gedanke! Wenn ich nicht offen bin, für die Erfahrungsschätze anderer, und ich diese nicht abhole, bleibe ich zwangsläufig auch dumm. Ich bin immer wieder neu auf die Erfahrungsschätze und Impulse anderer angewiesen. Und schließlich sollte das Lernen hier auf Erden niemals aufhören, auch nicht im fortgeschritten Alter! So lerne ich auch beim Zuhören von Predigten immer wieder etwas Neues dazu. Das sind Dinge, die ich dann auch gerne in diesem Buch mit aufnehme.

Aber auch noch so bekannte Prediger oder geistliche Autoritäten können Fehler machen. So sollte man insbesondere bei der Übernahme von geläufigen Ansichten sehr vorsichtig sein! Dieses Buch will auch dazu einige Beispiele geben.

Was ich auch öfters festgestellt habe, ist, dass Aussagen zur Bibel manchmal sehr absolut geäußert werden. Es ist so, als ob die dargestellten Schlussfolgerungen über jeden Zweifel erhaben sind. Es gibt keinen Raum mehr für andere Gedanken. Die Schlussfolgerungen des Verfassers sind absolut richtig. Hierzu möchte ich Folgendes bemerken:

Ich habe sehr viel Respekt für Menschen, die ihr Leben lang nichts anderes getan haben, als die Bibel zu studieren und zu übersetzen und ich bin der Überzeugung, dass ich von ihnen schon viel gelernt habe und weiter noch sehr viel lernen kann und werde. So studiere ich auch gerne alle Kommentare in neue Bibelübersetzungen, die ich im Internet finde, auch wenn dass viele tausende Kommentare sind. Es ist somit auch in keinerlei Weise meine Absicht diejenigen, die die Bibel studieren oder übersetzen, zu kritisieren oder zu korrigieren. Dennoch bin ich so frei, manche veröffentlichte Auslegungen, Übersetzungen, Bibelkommentare oder geläufige Meinungen zu hinterfragen.

Paulus schrieb in 1. Korinther 13,9:

Denn wir erkennen stückweise.

Hiermit meint er auch sich selbst. Wenn Paulus das schon von sich selbst sagt, so sollten wir so bescheiden sein und nicht meinen, mehr als Paulus verstanden zu haben.

Einer meiner Lieblingsverse ist:

Prediger 8,17: Da sah ich am Ganzen des Werkes Gottes, dass der Mensch das Werk nicht ergründen kann, das unter der Sonne geschieht. Wie (sehr) der Mensch
sich auch abmüht, es
zu erforschen, so ergründet
er es nicht. Und selbst wenn der Weise behauptet, es zu erkennen, er kann es doch nicht ergründen.

Das entspricht die Worte von Paulus.

Noch ein weiterer Gedanke ist: Gott bzw. der Heilige Geist ist die Quelle:

Jeremia 33,3: Rufe mich an, dann will ich dir antworten und will dir Großes und Unfassbares mitteilen, das du nicht kennst.

Im Internet habe ich sehr viele interessante Veröffentlichungen gefunden. Etliche habe ich in die Literaturliste aufgenommen. Auch kann man, wie bereits erwähnt, sehr viele unterschiedliche Bibelauslegungen finden. Auslegungen, die sich gegenseitig zum Teil extrem widersprechen. Leider habe ich dabei auch festgestellt, dass mancher Veröffentlicher mit seiner Meinung über Anderen herzieht, die Anderen abqualifiziert und klarstellt, dass sie falsch liegen, was natürlich impliziert, dass derjenige selbst natürlich richtigliegt. Klar kann man eine andere Meinung haben und darf das auch sagen. Die Frage ist nur: wie und aus welcher Herzenshaltung heraus? Und ist es dabei notwendig, Andersdenkenden niederzumachen oder überhaupt zu erwähnen?

Aber auch wenn jemand noch so fest behauptet richtig zu liegen, bedeutet das noch lange nicht, dass das auch wirklich so ist!

Tom Findlay gibt in seinem Buch „A Beginner’s View of Our Electric Universe“ ein interessantes Beispiel von jemand, der von seiner eigenen Meinung wohl sehr überzeugt war und dennoch voll daneben lag. Findlay schreibt:

Obwohl der eigene Beitrag von Lord Kelvin (William Thomson 1824 – 1907) als angesehenes Mitglied des wissenschaftlichen Establishments zu dieser Zeit großartig war, hatte er doch eine etwas engstirnige Haltung gegenüber der Arbeit einiger anderer. Kelvin kritisierte die Idee der Röntgenstrahlen und sagte, dass es nie Flugzeuge geben würde. Es ist auch über ihn zu lesen, dass er sagte: „In der Physik gibt es jetzt nichts Neues mehr zu entdecken“.

Das größte Problem hierbei ist, dass durch eine überhebliche Haltung jegliche Tür zugeschlagen wird. Es gibt dann kein Raum mehr für Kommunikation mit Andersdenkenden. Ich möchte betonen, dass ich in keinerlei Weise diese Absicht habe. Auch erhebe ich keinen Absolutheitsanspruch über die Aussagen, die ich in diesem Buch mache. Vielleicht gibt es auch noch andere Auslegungen? Wenn jemand eine andere Meinung hat, kann derjenige mir das mit der passenden Begründung auch gerne mitteilen.

Was ich am wenigsten leiden kann, ist eine Aussage wie: „Das ist falsch übersetzt„, vor allem dann nicht, wenn derjenige selbst nur (einigermaßen) seine Muttersprache beherrscht.

Aber auch Aussagen wie „nur unsere Bibelübersetzung ist die einzig richtige“ halte ich für äußerst bedenklich.

Ich habe etliche, insbesondere englische Bibelübersetzungen gefunden, die jeweils in der Einleitung den Satz haben: „Das hier ist die beste Bibelübersetzung„. Aber logischerweise kann nur eine Bibelübersetzung die Beste sein. Die nächste Übersetzung ist dann die Zweitbeste. Oder? Gute Fragen sind hier auch:

„Welcher Maßstab wird hier angewendet?“
„Was ist die Begründung?“
Und:
„Was ist die Motivation?“

Von einem Bibelübersetzer fand ich eine Internetseite, worin er weit über 100 angeblichen Fehlern in einer anderen Bibelübersetzung auflistete. In einige Einleitungen von englischen Bibelübersetzungen fand ich Kritik an anderweitigen Bibelübersetzungen. Auch hier war die Schlussfolgerung, dass die vorliegende Bibelübersetzung selbstverständlich die einzig richtige ist.

Letztendlich gibt es die „beste“ Bibelübersetzung gar nicht. Es gibt aber einige sehr gute Übersetzungen, die ich auch sehr gerne verwende. Darüber später mehr.

So sollte man auch eine Aussage wie: „Das ist eine Irrlehre“ nicht hinnehmen, ohne sich selbst ein Bild zu machen. So eine Aussage kann auch verletzend sein. Außerdem ist auch hier die Frage, ob solch einer Aussage wirklich stimmt. Es kann sein, muss es aber nicht.

Ich bin selbst in Holland, einen Teil der Niederlande, aufgewachsen. Meine Muttersprache ist also Niederländisch. Nun bin ich schon weit über 40 Jahre in Deutschland und habe Folgendes festgestellt: Man kann nicht einfach Wort für Wort die niederländische Sprache ins Deutsche übersetzen oder umgekehrt. So gibt es zum Beispiel für das deutsche Wort „Glühbirne“ gar keine direkte Übersetzung in der niederländischen Sprache. Die Niederländer denken ganz anders als die Deutschen und deshalb gibt es auch große Unterschiede in der sprachlichen Ausdrucksweise.

Zwischen der Art und Weise, wie die Menschen denken, Gedanken formulieren und sie aussprechen, scheint es unmittelbare starke Verbindungen zu geben.

Hier folgt nun ein gutes Beispiel zum Thema „Denken“. In den Niederlanden werden Gott und Jesus mit „Sie“ angesprochen. Das ist ein Ausdruck von Ehrfurcht und Respekt vor Gott. In Deutschland werden Gott und Jesus mit „Du“ angesprochen. Das ist ein Ausdruck einer engen Vertrautheit. Beides ist richtig. Wir sollten Ehrfurcht vor dem Allerhöchsten haben. Gleichzeitig ist aber eine intime Beziehung mit Gott und Jesus möglich. Diese unterschiedlichen Ansichten ergänzen sich auf eine großartige Art und Weise und keiner darf sagen, dass der andere mit seinen Ansichten oder mit seiner Übersetzung falsch liegt.

Wie bereits erwähnt, gibt es nach meiner Meinung einige ausgezeichnete Übersetzungen der Bibel in unterschiedlichen Sprachen. Diese unterschiedlichen Bibelübersetzungen ergänzen sich gegenseitig auf eine großartige Art und Weise. Auch können unterschiedliche Sprachen sehr zu einem tieferen Verständnis beitragen. In diesem Buch werde ich einige Beispiele geben, wo die Elberfelder Bibel und die Luther Bibel 2017 sich gegenseitig großartig ergänzen. Siehe dazu Kapitel: „Vergleiche zwischen der Elberfelder Bibel und der Luther Bibel 2017“.

Nun gibt es mehrere Arten eine Bibel zu übersetzen. Ich persönlich bin kein Freund von Interlinearübersetzungen, insbesondere dann nicht, wenn in solchen Übersetzungen ein Fremdwort immer gleich übersetzt wird. Der Gedanke des Verfassers kann dabei leicht untergehen.

Einige hebräische Wörter decken einen weiten Bereich ab und breiten sich in vielen Bereichen des Denkens aus. So wird das hebräische Verb dabar in der New King James Bibel (NKJ-Bibel) durch ungefähr dreißig verschiedene Wörter übersetzt. Das hebräische Substantiv dabar wird auf 85 verschiedene Weisen in der NKJ-Bibel übersetzt! Das ist notwendig, weil dieses vielseitige Wort in unterschiedlichen Zusammenhängen eine unterschiedliche Bedeutung hat. Im Kapitel: „RHEMA und Logos, was ist der Unterschied?“, werde ich darauf noch weiter eingehen.

Aus dem Kommentar der Bibelübersetzung von Jantzen und Jettel 2016 zu Johannes 20,22 bzw. Apostelgeschichte 19,2:

Es ist bekannt, dass nicht in jeder Sprache das Substantiv gleich oft vom Artikel begleitet ist. Während wir ihn bei der Vokabel „Gott“ normalerweise weglassen, ist er beim entsprechenden Wort im Grundtext gerne dabei.

Die Verwendung des Artikels im Deutschen entspricht in vielen Fällen nicht der im Griechischen. Wo er im Griechischen steht bzw. fehlt, kann er umgekehrt im Deutschen fehlen bzw. stehen. Das kommt z. B. bei den Gottesbezeichnungen vor.

Auch das spricht gegen eine extreme Wort-Wort-Übersetzung.

Das krasse Entgegengesetzte von einer Interlinearübersetzung ist eine sehr freie Übersetzung im heutigen Sprachgebrauch. Hier wird dann zum Beispiel nicht mehr geschrieben: „Adam erkannte Eva“ (1. Mose 4,1), sondern: „Adam schlief mit seiner Frau Eva“ oder: „Adam hatte Sex mit Eva.„. So eine Übersetzung ist natürlich leichter zu lesen. Die Bedeutung ist zwar gleich, aber die Übersetzung hat sich weiter vom Urtext entfernt, indem sie sich dem heutigen Sprachgebrauch angepasst hat. Zwischen diese zwei Extreme gibt es eine Vielzahl an Varianten. Ich habe als Grundlage für das Bibelstudium mehrere deutsche und englische Bibeln verwendet, die sich gegenseitig großartig ergänzen. Die Wichtigsten sind:

Die Elberfelder Bibel © 2006,
die Luther Bibel © 2017,
die New King James Bibel (mit Strongs Nummern) und
die
New English Translation (NET-Bibel) (mit sehr ausführlichen Kommentaren).

Das sind alles Bibeln, die zwischen den zwei Extremen vielleicht eher in der Mitte angeordnet werden können und sich für ein tiefes Bibelstudium sehr gut eignen.

Ich empfehle somit
für ein genaues Bibelstudium neben den Urtext, mehrere Bibelübersetzungen in unterschiedlichen Sprachen parallel zu studieren. Ausführliche Gedanken zu unterschiedlichen Bibelübersetzungen sind im nachfolgenden Kapitel: Über Übersetzungsmethoden
zusammengefasst.

Bei mancher Übersetzung würde ich aber gerne den Übersetzer fragen: „Warum haben sie das so übersetzt und nicht anders?“ Das ist in jedem Fall besser, als ohne nachzufragen zu kritisieren. Wer weis schon, was sich der Übersetzer bei dieser Übersetzung gedacht hat? Vielleicht habe ich etwas Wichtiges übersehen, oder?

Wenn ich unterschiedlicher Meinung bin, werde ich das trotzdem erwähnen. Es mir dabei wichtig, meine Schlussfolgerungen ausführlich zu begründen und ich werde mich darauf konzentrieren.

In 1. Thessalonicher 5,21 steht:

Prüft aber alles, das Gute haltet fest!

Nach diesem Motto werde ich aus der Literatur die Gedanken übernehmen, die mich bereichern und die anderen Gedanken so weit wie möglich beiseitelassen, was allerdings leider nicht immer möglich war. Im Laufe dieser Arbeit entdeckte ich einige Aussagen in Veröffentlichungen, die ich so nicht bejahen konnte. Ich werde mich hier so viel wie nur möglich auf positive Aussagen konzentrieren und die weitergeben.

Ich habe Bücher gelesen, die folgende Formulierung hatten: „XY sagt: …, aber ich sage: …“

In der Regel ist es gar nicht notwendig, andere Meinungen so wiederzugeben und als falsch zu bezeichnen und ich werde mich hier so viel wie nur möglich zurückhalten. Leider ging das aber bei einigen extremen Aussagen nicht.

Nun haben auch große Männer Gottes große Fehler gemacht. Ich denke dabei an Martin Luther und seine Schrift: „Von den Juden und ihren Lügen“ von Januar 1543. Das bedeutet aber nicht, dass wir deshalb alles, was Luther getan und geschrieben hat, verteufeln müssen. Im Gegenteil: Die Lutherübersetzung der Bibel ist bis zum heutigen Tag ein großer Segen und ähnlich sehe ich das auch bei anderen Verfassern. Es kann sein, dass jemand, der in einer bestimmten Sache keine hilfreichen Informationen hat, in einer anderen Sache sehr interessante Ergänzungen mitzuteilen hat. Es lohnt sich auch hier, weiter nachzuforschen, auszusieben und nicht voreilig aufzugeben. Das Gute übernehme ich gerne. Man muss also nicht alles, was ein Verfasser geschrieben hat, ablehnen nur, weil er ein Fehler gemacht hat oder etwas anders versteht als ich. Auch muss man diese abweichende Meinung nicht unbedingt erwähnen und man muss deshalb eine Bibelübersetzung nicht ablehnen nur, weil ein Vers mangelhaft übersetzt wurde.

Wie gesagt, werde ich in dieser Arbeit einige Meinungen von mir zu geben, die ich als Ergänzung sehe, zu dem, was bis jetzt allgemein als richtig angesehen wurde. Jeder ist frei zu entscheiden, bei seiner alten Meinung zu bleiben oder etwas Neues in Erwägung zu ziehen.

Eigene Erfahrungen

An dieser Stelle möchte ich noch ein paar Worte über meinen eigenen Erfahrungen mitteilen.

Als Kind hörte ich beim Abendessen die Geschichten meines Vaters, was er alles in der Firma erlebt hat. Er war Maschinenbaukonstrukteur in einer Maschinenfabrik in den Niederlanden. Er erzählte, wie er von seinem Chef, ein Ingenieur mit Universitätsabschluss, die Arbeit zugeteilt bekam.

Da reifte in mir schon früh der Gedanke, selbst Ingenieur werden zu wollen. Die Begründung war klar: Erstens, als Ingenieur kann ich die Arbeit verteilen und zweitens, bin ich dann besser als mein Vater.

Um das zu erreichen, musste ich zuerst zum Gymnasium und dann zur Technischen Universität. Ich hasste aber Fremdsprachen und so kam es, dass es zunächst mit mir im Gymnasium nicht vorwärtsging. Die Lehrer sagten zu meinen Eltern, dass sie sich damit abfinden müssten, dass nicht jedes Kind etwas lernen kann.

Irgendwann habe ich dann irgendwie doch verstanden, dass ich selbst wirklich etwas tun muss, um mein Ziel zu erreichen. Am Ende hatte ich die Durchschnittsnote von 2,3 für mein Abitur!

Die Technischen Universität habe ich mit der Bestnote abgeschlossen.

Während meiner beruflichen Tätigkeit konnte ich dann mit einer Doktorarbeit anfangen.

Meine erste fertig eingereichte Doktorarbeit wurde nach 5 Jahren Arbeit abgelehnt. Die Gründe lagen aber in Differenzen zwischen den Prüfern.

Danach fing ich an einer anderen Universität erneut an und brauchte wieder 5 Jahre, bis diese Arbeit fertig war. Diesmal habe ich mit der Bestnote und mit einem Doktortitel abgeschlossen.

Der Professor an dieser zweiten Universität war sehr gut. Während meiner Doktorarbeiten hatte ich ein Simulationsprogramm im Bereich Leistungselektronik und Halbleiterphysik geschrieben. Der Professor fragte mich nach einem erfolgreichen Rechenlauf:

Nun erklären sie mir mal mit einfachen Worten, warum das Programm dieses Resultat liefert.“
Und:
Erklären sie mir die physikalischen Abläufe und Zusammenhänge.“

Manchmal habe ich mehrere Monate gebraucht, bis ich die richtige Erklärung hatte und der Professor mit meiner Antwort zufrieden war. Ich habe dabei viele unterschiedliche Theorien aufgestellt, die ich nach und nach alle wieder verwerfen konnte, bis auf eine: die richtige Theorie!

Hierdurch habe ich so viel gelernt! Das war mein Einstieg in die Grundlagenforschung mit einer ganz neuen Tiefe und Qualität! Letztendlich geht es um das Denken: Wie analysiere ich ein vorgegebenes Problem? Für dieses neue Denken bin ich so dankbar. Ohne zweiten Anlauf bei meinen Doktorarbeiten wäre ich vermutlich nie dorthin gekommen.

Jetzt kann ich dieses neue Denken in der Grundlagenforschung beim Studieren der Bibel anwenden. Das hört sich vielleicht komisch an, ist es aber nicht. Ich profitiere sehr von meinen früheren Erfahrungen. Und liebe es jetzt, einzelne Bibelverse auf den Grund zu gehen, bis ich das Gefühl habe: Jetzt ist die Erklärung rund. Jetzt gibt die gefundene Erklärung einen Sinn.

Und das Schöne an der Geschichte ist: Ich studiere jetzt nicht allein, sondern habe eine gigantische Hilfe: den Heiligen Geist! Das macht das Studieren der Bibel noch interessanter, noch spannender und noch reicher. David sagte in Psalm 36,10:

Denn bei dir ist der Quell des Lebens; in deinem Licht sehen wir das Licht.

Dieser Vers zeigt auf, wie wichtig es ist, vom Heiligen Geist geheilt zu werden. Ohne diese vorherige Heilung ist es zum Teil unmöglich, Wahrheiten richtig zu erkennen. Vielfach ist man durch seine Erziehung oder alte Erfahrungen geprägt und diese alten Ansichten verhindern eine neue Sicht der Dinge. Eine alte ungeheilte Natur kann leicht zu falschen Schlussfolgerungen führen. Der Heilige Geist hilft einem, seine Vergangenheit aufzuarbeiten und eine neue göttliche Sicht der Dinge zu bekommen.

Das hier vorliegende Buch ist ein Ergebnis dieser Grundlagenforschung. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dieses Buch zu schreiben! Ich hoffe und bete, dass dieses Buch eine große Hilfe für sie ist, ihnen viele Anregungen gibt und dass sie dadurch den inneren Wunsch verspüren, tiefer in Gottes Wort einzutauchen und vor allem: Die Beziehung zu Gott zu vertiefen!

Das Christentum besteht nämlich im Kern aus einer Beziehung, nämlich zu Gott den Vater. Diese persönliche Beziehung zu Gott ist so wichtig und ist Grundvoraussetzung für ein tiefes Bibelverständnis. Das Christentum besteht nicht aus einer Sammlung von Lehrmeinungen, woran unbedingt festgehalten werden muss. Es besteht auch nicht aus einer Vielzahl an Regeln und Ritualen, die unbedingt befolgt werden müssen. (Jesus gab uns in Matthäus 22,36-40 nur zwei Gebote!)

Nun ist jemand vielleicht versucht, sich mit einer Antwort auf einer Frage zufriedenzustellen. Oder jemand hat das Ziel, auf eine Frage nur eine Antwort haben zu wollen. Aber das geht nicht immer. Wie Sie in diesem Buch sehen werden, gibt es manchmal mehrere richtige und doch unterschiedliche Antworten auf einer Frage.

An der anderen Seite kann es vorkommen, dass gar keine richtige Antwort gefunden wird. Die Bibel gibt viele Antworten, aber nicht alle. Das ist auch nicht notwendig. Es ist Gottes Sache, ob er eine Antwort gibt oder auch nicht.

Über Gedankenmodelle

Was meine ich hier mit Gedankenmodellen? Für mich ist das nichts Besonderes, weil ich diese Gedankenmodelle sehr gut aus der Physik kenne. Es geht dabei um eine bestimmte Art und Weise vom Denken. Es geht darum, bestimmte Phänomene zu erklären. Hierzu möchte ich einige Beispiele nennen.

Das erste Beispiel kommt aus der Atomphysik. Aber keine Angst. Ich werde es nicht zu kompliziert machen.

Das übliche Atommodell ist wie folgt: Es gibt einen Atomkern und um diesen Atomkern drehen sich die kugelförmigen negativ geladenen Elektronen. Was ist bei diesem Modell das Problem?

Die Gesetze von Maxwell besagen, dass eine bewegliche Ladung elektromagnetische Strahlung aussendet und dabei auch Energie abgibt. Das passiert hier aber nicht.

Weil die Gesetze von Maxwell aber an sehr vielen anderen Stellen richtige Ergebnisse liefern, muss also mit dem Atommodell etwas nicht stimmen.

Ein weiterer Punkt ist die Wechselwirkung zwischen Licht oder elektromagnetische Strahlung und Elektronen. Wie soll das funktionieren, wenn das Elektron nur eine Kugelform hat? Kann es sein, dass es dort auch Probleme mit dem Modell gibt?

Und wie ist es mit Licht? Ist das eine elektromagnetische Welle oder ist das eine Kette aus Teilchen, Photonen genannt, wobei diese Photonen keine Abmessungen und kein Gewicht haben? Das klingt doch wohl sehr merkwürdig, oder? Zwei sehr unterschiedliche Modelle für ein und dasselbe Phänomen und Teilchen ohne Abmessungen und ohne Gewicht!

Weiter verstößt die Quantenphysik klar gegen das Prinzip von Ursache und Folge. Ein Prinzip, das sonst überall in der Physik zutrifft.

An dieser Stelle möchte ich keine Antworten auf diese Fragen geben. Dafür ist dieses Buch nicht gedacht. Ich möchte aber auf die Veröffentlichungen in verweisen.

Mit dem üblichen Atommodell konnten die Physiker einiges erklären, aber nicht alles. Für weitere Erklärungen wurden zusätzliche erweiterte Modelle ausgedacht. Als die auch nicht ausreichten, wurden die Modelle mit zusätzlichen noch komplizierteren Modellen erweitert.

Alles fing mit einem einfachen Modell an. Als es dann zu Ungereimtheiten kam, wurde das Modell erweitert und erweitert und erweitert. Aber das ursprüngliche Modell wurde nie infrage gestellt.

Kann es sein, dass etwas Ähnliches in der Astrophysik passiert? Als die Bewegungen insbesondere der äußersten Armen der spiralförmigen Galaxien im Weltall nicht genau berechnet werden konnten, wurde zunächst die Relativitätstheorie von Albert Einstein hinzugezogen. Als die Berechnungen dann immer noch nicht stimmten, wurden die Schwarze Löcher und die schwarze Materie erfunden, die verwendet wurden, um die nötigen Korrekturen in den Berechnungen vorzunehmen.

Kann es sein, dass auch hier jeweils ein falsches Modell ganz am Anfang einer Gedankenkette steht und dass dieses Modell immer mehr erweitert wird, anstatt dass sich Menschen abfragen, ob sie überhaupt auf dem richtigen Weg sind? Auch ein Nobelpreis ist noch lange keine Garantie dafür, dass der eingeschlagene Weg richtig ist!

Nun sind die hier erwähnten Gedankenmodelle nicht auf die Physik alleine begrenzt. So etwas gibt es überall. Bei der Ernährung, in der Medizin und in der Theologie, um nur einige wissenschaftliche Bereiche zu nennen. Auch bei manchen Bibelauslegungen muss davon ausgegangen werden, dass am Anfang ein bestimmtes Gedankenmodell stand und dass dieses Gedankenmodell im Laufe der Jahrhunderte nie infrage gestellt wurde. Ich werde dazu noch einige Beispiele in diesem Buch erwähnen.

Über Übersetzungsmethoden

Zum Schluss dieser Einleitung möchte ich noch einige Gedanken über Übersetzungsmethoden weitergeben.

Im vorhergehenden Abschnitt über „Andere Meinungen“ habe ich bereits erwähnt, dass es offensichtlich zwischen der Art und Weise, wie Menschen in unterschiedlichen Ländern denken und diese Gedanken formulieren und aussprechen, wohl eine starke Verbindung gibt. Als Beispiel nannte ich dort das Wörtchen „Sie“ für Gott in den Niederlanden, wo in Deutschland „Du“ verwendet wird. Vieles hängt also von der Kultur des jeweiligen Landes ab. Auch habe ich schon die unterschiedlichen Übersetzungsmethoden für die Bibel kurz angesprochen. Dabei nannte ich die Interlinearübersetzung in Gegensatz zu einer sehr freien Übersetzung im heutigen Sprachgebrauch.

Noch zwei Beispiele zum Verständnis von Wörtern und deren Bedeutung:

Das Wort „Jugendlicher“ hat wohl auch von Kultur zu Kultur und von Jahrhundert zu Jahrhundert eine unterschiedliche Bedeutung. In dem einem Land sind „Jugendliche“ Menschen unter 18 oder 21. In einem anderen Land unter Menschen 30 oder 40. Heute meinen manchen Jugendlichen selbst schon uralt zu sein, wenn sie 30 werden.

Das gilt natürlich auch für den Begriff „alt“. Im Mittelalter war die Lebenserwartung in Deutschland sehr gering. Damals war man mit 40 schon alt. Jetzt ist die Lebenserwartung von Land zu Land auch noch sehr unterschiedlich und in einigen Ländern von Afrika wesentlich geringer als bei uns.

Aus meiner Sicht ist jemand alt, wenn er nichts mehr dazulernen will. Das hat nichts mit einer Geburtsurkunde zu tun.

Das, als Beispiele, wie dehnbar manche Begriffe sein können.

Ich möchte jetzt noch drei weitere Beispiele aus dem modernen Sprachgebrauch geben:

Im Niederländischen sagt man: „Een lekker weertje vandaag!“ Wortwörtlich übersetzt: „Ein leckeres Wetterchen heute!“ Das macht aber in Deutschland gar keinen Sinn. Hier ist das Wetter nicht lecker. Die richtige Übersetzung wäre: „Heute haben wir schönes Wetter!

Wenn es einem kalt ist, hat man in Deutschland Gänsehaut und in den Niederlanden: Kippenvel. Das heißt wortwörtlich übersetzt: Hühnerfell.

Wenn einem in Deutschland etwas nicht gefällt oder wenn man verärgert ist, kann man sagen: „Ich habe die Nase voll von …“ In der englischen Sprache sagt man sicher nicht: I have the nose full …“, sondern zum Beispiel: I am tired of …“

Eine direkte wortwörtliche Übersetzung ist somit nicht immer die beste Übersetzung und zeigt auch nicht immer die genaue Bedeutung an. Manchmal ist die Übersetzung von Gedanke zu Gedanke also wesentlich besser. Der Übersetzer muss von daher jedes Mal wieder neu entscheiden, wie er übersetzt.

Eine wortwörtliche Übersetzung zeigt höchstens, welche Wörter in der fremden Sprache benutzt wurden. Aber auch nur dann, wenn das fremde Wort ganz eindeutig nur mit einem eindeutigen deutschen Wort übersetzt werden kann. Je nach Zusammenhang ist das unter Umständen aber gar nicht möglich.

Typische Beispiele sind das englische Wort table, was in der deutschen Sprache Tisch oder Tabelle bedeuten kann. Oder das deutsche Wort Mutter, was eine technische Bedeutung haben kann (das Gegenstück einer Schraube) oder eine Frau sein kann. Das Wort Gericht hat auch mehrere Bedeutungen: Es kann ein Essensgericht sein oder es ist der Ort, wo das Gericht tagt. So kann man sicher noch viel mehr Beispiele finden.

Je nach Zusammenhang kann es sein, dass in der Übersetzung eines Wortes in eine andere Sprache unterschiedliche Wörter gewählt werden müssen. Sehr schön kann man das in Wörterbüchern sehen, wo manchmal eine ganze Liste von unterschiedlichen Bedeutungen auftaucht.

Bei den Bibelübersetzungen können somit folgende Methoden unterschieden werden: die Übersetzung „von Wort zu Wort“ bzw. die wortwörtliche Übersetzung im Gegensatz zu der „Von Gedanke zu Gedanke“ Übersetzung. Im einen Fall weis man dann eher, welche Wörter in der ursprünglichen Sprache verwendet wurden, im anderen Fall, was sie bedeuten. Ein sehr gutes Beispiel möchte ich schon mal erwähnen. Es steht im Kapitel: Hiob sagte: „Vielleicht haben meine Söhne Gott gesegnet.“

Die extremste Form einer „Wort für Wort“ Übersetzung ist wohl eine Interlinearübersetzung.

Aber auch bei „Von Gedanke zu Gedanke“ Übersetzungen können noch zwei Fälle unterschieden werden. Es gibt da einiges an Spielraum:

1. Man kann die übersetzten Gedanken möglichst nah an der ursprünglichen Sprache ansiedeln,
oder:
2. Man wird die übersetzten Gedanken möglichst gut am modernen Sprachgebrauch anpassen.

Im zweiten Fall wird der übersetzte Text gut und leicht lesbar. Im ersten Fall werden aber die Gedanken des Verfassers der Bibel besser übertragen. Hier ist es leichter sich in den Gedankengängen dieses Verfassers hineinzuversetzen. Gedankengängen, die uns Westeuropäer sonst fremd sein könnten. Ich bevorzuge selbst Bibelübersetzungen, woraus ich mehr über die damalige Gedankenwelt lernen kann und die also näher an der ursprünglichen Sprache angesiedelt sind.

In einem Beitrag in www.wikiwand.com über Bibelübersetzungen werden drei Übersetzungstypen genannt:

1. Strukturtreu, der übersetzte Text ist möglichst nah am Urtext orientiert.
Hierbei ist zu beachten, dass nicht jedes Wort im Urtext wörtlich übersetzt werden kann, sondern manchmal in der jeweiligen Sprache umschrieben werden muss.

2. Wirkungstreu, der übersetzte Text orientiert sich an die Wirkung, die der Urtext damals gehabt hat und ist somit mit der „Von Gedanke zu Gedanke“ Übersetzungen identisch.
Diese Übersetzungen sind naturgemäß stark von der theologischen und weltanschaulichen Prägung der Übersetzer beeinflusst, da das Ergebnis von deren Interpretation des Originals abhängt.

3. Sinntreu, der gemischte Ansatz.

Der nachfolgende Abschnitt ist teilweise der Versionsinformationen der Bibelübersetzung: „The Voice“ entnommen. (Achtung nicht verwechseln mit „A Voice in the Wilderness.„).

Wortwörtliche Übersetzungen behaupten allgemein, wesentlich besser als diejenigen zu sein, die von Gedanke zu Gedanke übersetzen. Die Kritik sagt manchmal, dass die Übersetzungen von Gedanke zu Gedanke, die interpretierenden Meinungen von den Übersetzern stärker widerspiegeln und mehr unter den Einfluss der heutigen Kultur stehen als wortwörtliche Übersetzungen.

Es gibt vier wichtige Einwände gegen diese Ansprüche:

Erstens ist jede Übersetzung eine Interpretation. Für jeden Übersetzer ist es unmöglich, aus seiner Haut herauszugehen, um einen Text objektiv zu übersetzen. Subjektivität und interpretierende Meinungen können unmöglich im Übersetzungsprozess vermieden werden und haben auch nicht notwendigerweise einen negativen Einfluss auf eine Übersetzung.

Der zweite Einwand betrifft die Natur von Wörtern und Gedanken. Die strenge Unterscheidung zwischen „Wort“ und „Gedanke“ muss infrage gestellt werden. Ein Wort ist bloß ein ausgedrückter Gedanke. Das wird klar, wenn Menschen mehrere Sprachen fließend sprechen. Wenn sie einen Gedanken haben, den sie ausdrücken möchten, müssen sie zuerst die Sprache, dann welches Wort oder welche Wörter und dann die Wortfolge wählen. Es gibt keine harte Unterscheidungsgrenze zwischen einem Gedanken und einem Wort.

Drittens haben Wörter im Allgemeinen nicht nur eine Bedeutung; sie haben oft eine Reihe von Bedeutungen. Wörter bedeuten nicht nur etwas, sie bewirken auch etwas. Wörter haben sowohl eine Bedeutung als auch eine Funktion; sie fungieren innerhalb von Klauseln, Sätzen, Paragrafen und Geschichten auf eine Art und Weise, die von der Definition verschieden sein kann, die jemand in einem Wörterbuch oder Lexikon findet. Außerdem rufen Wörter je nach Person verschiedene Reaktionen von Gefühlen, Handlungen und Antworten beim Zuhörer herbei. Um einen Text gut zu übersetzen, muss man nicht nur bedenken, was Wörter bedeuten, sondern auch was sie bei jemandem bewirken.

Viertens ist eine wortwörtliche Übereinstimmung schwierig aufrechtzuerhalten, weil Übersetzer möglicherweise mehrere Wörter einer Sprache benötigen, um die Bedeutung eines einzelnen Wortes in einem anderen auszudrücken. Die deutsche Sprache funktioniert anders als Hebräisch oder Griechisch. Außerdem ist der Zusammenhang dabei äußerst wichtig. Gute Übersetzungen sind eine Mischung der wortwörtlichen und „von Gedanke zu Gedanke“ Ansätze.

Bis hierher die Zitate aus der Einleitung von der Bibelübersetzung: „The Voice„.

Zum Bibelstudium

Jetzt folgen noch einige Bemerkungen zum Bibelstudium:

Erstens:

Eine alte „Regel“ besagt, dass, will man die Bedeutung eines Begriffs verstehen, man am besten sein erstes Vorkommen in der Heiligen Schrift aufsucht. Diese Regel ist nicht richtig und wird zum Beispiel von Bob Smith in „Basics of Bible Interpretation
auch nicht erwähnt. In dieser Arbeit wird diese Regel deshalb auch nicht angewendet.

Die Frage wäre hier nämlich: „Welche Übersetzung nehme ich nun?“ Nicht in jeder Übersetzung kommt ein bestimmter Begriff jeweils an der gleichen Stelle vor. Nehme ich den Urtext, eine englische oder eine bestimmte deutsche Übersetzung?

Zweitens: Es gibt eine Theorie, wonach die Häufigkeit eines Wortes als Beleg für die Wichtigkeit dieses Wortes angesehen wird.

Hier nun einige Beispiele aus der Elberfelder Bibel:

Liebe: 186 Mal,
Glauben: 226 Mal,
Gnade: 348 Mal,
Jesus: 830 Mal,
Gott: 2877 Mal und
das Wörtchen „und„: 48.448 Mal.

Die Schlussfolgerung wäre hier, dass das Wörtchen „und“ viel wichtiger wäre, wie alle andere Wörter in der Bibel, was natürlich nicht stimmt! Außerdem ist die Aussage: „Dieses Wort kommt so oft vor …“ stark von der jeweiligen Übersetzung und Sprache abhängig. Wenn ich in diesem Buch sage: „Dieses Wort kommt so oft vor …“, dann ist das rein informativ gemeint und nicht um das hier gemeinte Wort eine besondere Bedeutung oder Gewicht beizumessen.

Hierbei ist zusätzlich auch noch zu beachten, dass manche Aussagen nur einmal in der Bibel vorkommen und doch sind diese Aussagen oft von großer Bedeutung für uns Christen. Siehe dazu zum Beispiel die Briefe von Paulus. Eine nur einmal vorkommende Aussage kann damit nicht als zweitrangig eingeordnet werden. (Vorausgesetzt, diese Aussage ist eindeutig, leicht übersetzbar und in unterschiedlichen Bibeln auch ähnlich übersetzt.)

Drittens:

Auch der Gedanke, dass die Juden die Bibel fehlerfrei auslegen, kann man so leider nicht stehen lassen. Eines der markantesten Fehler ist wohl das Fehlurteil der damaligen Leiterschaft über Jesus, der Messias gewesen. Bis heute wird Jesus von strenggläubigen (orthodoxen) Juden nicht als Sohn Gottes anerkannt. In diesem Buch gibt es aber noch einige weitere Punkte, wo die alten jüdischen Vorstellungen genauer betrachtet werden, wie zum Beispiel beim damaligen Weltbild oder beim Totenreich.

Viertens:

Es ist schwierig eine Theorie aufzustellen, die nur auf einem einzigen Bibelvers beruht. Insbesondere dann, wenn es nicht ganz klar ist, ob dieser Bibelvers bildlich oder wortwörtlich genommen werden muss. Auch sollte dabei – wie bereits erwähnt – berücksichtigt werden, ob ein Bibelvers in anderen Bibeln oder Sprachen ähnlich übersetzt wird oder auch nicht. In diesem Buch habe ich mich darum bemüht, so viel wie nur möglich, Bestätigungen von gemachten Aussagen in der Bibel zu finden. Wo das nicht möglich war, habe ich das vermerkt. Hierbei spielen die Apokryphen eine untergeordnete Rolle, weil deren Herkunft unsicher ist bzw. von zweifelhafter Autorität ist. Trotzdem werde ich die Apokryphen öfters (kritisch) erwähnen.

Die Texte vom Alten und Neuen Testament (ohne den Apokryphen) sind somit am wichtigsten und bilden die Grundlage für dieses Buch. Am Anfang der Einleitung habe ich bereits erwähnt, dass Jesus die Heilige Schrift, das heißt in diesem Fall, das Alte Testament, nie angezweifelt hat. Im Neuen Testament wird das Alte Testament häufig zitiert, und es ist faszinierend um zu sehen, wie das Alte und das Neue Testament zusammen passen und letztendlich eine Einheit bilden. Dagegen werden im Neuen Testament nirgends Verse aus den Apokryphen erwähnt.

Luther schreibt in der Lutherbibel 1545, „Ausgabe letzter Hand“ über die Apokryphen:

Apocrypha: das sind Bücher: so der heiligen Schrifft nicht gleich gehalten / vnd doch nützlich vnd gut zu lesen sind.

Fünftens: Es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass sich eine Sprache im Laufe der Zeit ändert. Deshalb und auch weil neue Erkenntnisse dazu gewonnen werden, sollten Übersetzungen von Zeit zu Zeit angepasst und verbessert werden. Auch werden Worte heutzutage zum Teil anders geschrieben oder bekommen eine andere Bedeutung, wie zum Beispiel das Wort „geil“. Hierzu jetzt noch einige Beispiele aus der Lutherbibel 1545, „Ausgabe letzter Hand“:

Das Wort „unsinnig“ im Kommentar zu Daniel 4,30 heißt bei uns jetzt: „wahnsinnig“.
Das Wort „on“ hießt bei uns jetzt „ohne“ und „Jr“ hießt bei uns jetzt „ihr“.
Wo damals ein „e“ verwendet wurde, steht jetzt öfters ein „ä“:
      anfehet = anfängt, Beume = Bäume, Veter = Väter.
Das Wort „umb“ hießt bei uns jetzt „um“ und „auff“ wird jetzt mit nur einem f geschrieben.
Das Wort „Eidam“ hießt bei uns jetzt „Schwiegersohn“.
      Es wurde sogar noch in der Lutherübersetzung von 1912 verwendet.
Anstatt von „Farren“ wird jetzt das Wort „Stier“ verwendet.
      Auch dieses Wort wurde noch in der Lutherübersetzung von 1912 verwendet.

In 1. Mose 29,17 steht: „Lea hatte ein Blöde gesicht“, Elberfelder hat: „Leas Augen waren matt“ und in der Luther Bibel 2017 steht: „Leas Augen waren sanft.“ Das bedeutet, dass auch das Wörtchen „blöd“ damals eine ganz andere Bedeutung hatte als heute.

Ähnliche Beispiele können auch in anderen älteren Bibelversionen gefunden werden.

Sechstens: eine Bemerkung zum Kontext einer Bibelstelle.

Der Zusammenhang ist immer wichtig. Ein Bibelvers sollte immer im Zusammenhang betrachtet werden und nie getrennt davon. Das heißt, was steht in den Versen davor und danach. Gute Fragen sind dabei auch:

An wem sind diese Verse gerichtet?“ und:
Wer macht hier eine Aussage und warum?

Ein krasses Beispiel dazu ist:

Jeremia 48,10: Verflucht sei, wer das Werk des HERRN lässig treibt …

So ein Vers darf nicht auf beliebige Situationen angewandt werden und erst recht nicht auf Christen! Diese Worte sollten somit nicht verwendet werden, um „Schäfchen“ anzutreiben oder ein schlechtes Gewissen zu machen. Jeremia spricht hier prophetisch. Es geht hier um die Babylonier, die das Gericht über Moab ausführen und Moab dabei sehr gründlich zerstören sollten, weil Gott es so beschlossen hatte. Es lohnt sich sehr, so einer Bibelstelle in der Tiefe zu studieren und dabei auf Entdeckungsreise zu gehen.

Siebstens: über Denkfehler!

Schlussfolgerungen basieren auf Voraussetzungen, Annahmen, Vorbedingungen (Prämissen): Aus A folgt B. Eine Schlussfolgerung B ist ohne Vorbedingung A nicht möglich. Jetzt ist es möglich, dass entweder A oder B nicht stimmt oder beiden sind falsch. In jedem Fall sollten die Prämissen mit sehr viel Sorgfalt bestimmt werden. Aber auch wenn A stimmt, muss B noch lange nicht stimmen. Auch folgt A nicht aus B. Die Beweisfolge darf nicht umgekehrt werden.

Bei einer bereits vordefinierten Schlussfolgerung kann es vorkommen, dass Vorbedingungen oder Bibelstellen zusammengesucht werden, die diese Schlussfolgerung bestätigen. Das Letzte geschieht leider häufiger, wo angeblich passende Bibelstellen letztendlich an den Haaren herbeigezogen werden, um irgendwelche Theorien oder Bibelauslegungen zu bestätigen. Ich werde in diesem Buch dazu einige Beispiele nennen.

Ein Beispiel: Wenn ich das Universum und das Leben auf Erden unbedingt ohne Gott erklären will, dann verwende ich Theorien wie die Urknalltheorie und die Evolutionstheorie. Hierbei ist aus meiner Sicht klar, dass die vorgeschobenen Prämissen nur ausgedacht und nicht bewiesen sind. Und so ist es sehr wichtig, zuerst die Prämissen sorgfältig auszuwählen, auf ihre Wahrheit zu überprüfen und ob sie wirklich zu den Schlussfolgerungen, die ich ziehen möchte, passen.

Schlussworte zur Einleitung

Ziel dieses Buches ist es nicht, für alles, was hier folgt, hieb- und stichfeste Erklärungen abzugeben. Vielmehr ist der Leser gefordert, sich selbst Gedanken zu machen, sich selbst eine Meinung zu bilden und auch die eine oder andere Erklärung, wovon er meinte, sie sei richtig, infrage zu stellen. Dabei kann es vorkommen, dass überholte Gedankenmodelle durch etwas Neues ersetzt werden müssen und dazu möchte ich gerne mit zum Teil sehr unüblichen Erklärungen provozieren.

Ziel dieses Buches ist es also, dem Leser Gedankenanstöße zu geben bzw. zum Nachdenken anzuregen. Ich freue mich, wenn das gelingt! Dann habe ich schon ein wichtiges Ziel erreicht.

In Summe bleiben somit die dringenden Empfehlungen: Selbst denken, Hirn einschalten, Erfahrungsschätze anderer anerkennen und abholen und vorgefasste Meinungen ablegen!

Ich wünsche meine Leser nach dieser ausführlichen Einleitung eine Begeisterung für die Tiefe von Gottes Wort, so wie ich sie habe und eine Sehnsucht nach einem tieferen Verständnis von seinem Wort.

Letztendlich ist dieses Buch nicht auf die Schrift, wie Jesus sie kannte begrenzt, sondern behandelt Themen aus der ganzen uns vorliegenden Bibel. Also sowohl aus dem Alten wie auch aus dem Neuen Testament.

Schlussbemerkungen:

Kapitel 12 ist als Lexikon gestaltet. Als Lexikon enthält dieses Buch ca. 300 Einträge. Hierbei können Sie, entweder:

Im Inhaltsverzeichnis am Anfang dieses Buches schauen, ob ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Bibelstelle, wozu sie Fragen haben, in diesen Kapiteln vorkommt, oder:

Sie Schauen im Index von Bibelstellen am Ende dieses Buches, ob eine bestimmte Bibelstelle (mit der passenden Seitennummer) wozu sie Fragen haben, hier vorkommt.

Auf der Titelseite dieses Buches steht als weitere Überschrift:

Eine Entdeckungsreise durch die Bibel!

Die Fragezeichen auf der Titelseite können nun auf zwei Arten interpretiert werden: Zum einen gehören sie zur Frage vom Buchtitel: „Verstehst du auch, was du liest?“ und zum anderen können diese Fragezeichen als Herausforderung verstanden werden, sein eigenes Denken zu hinterfragen.

Dieses Buch ist für die gängigen Ebook- und pdf-Reader optimiert.

Am Schluss dieser Einleitung wünsche ich meine Leser noch einmal einen tieferen Glauben am Wort Gottes, an die Wahrheit, wie es in Johannes 17,17 steht:

Dein Wort ist Wahrheit.

Weiter wünsche ich meine Leser einen tieferen Glauben an Jesus, der gesagt hat in Johannes 14,6:

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.

Schließlich ist es möglich unendlich viel über die Bibel zu wissen, aber das Wichtigste zu verpassen: Die Beziehung zu Gott durch Jesus, das heißt, die Beziehung zum Autor der Bibel! Musterbeispiele sind da die Pharisäer und Schriftgelehrten in den Evangelien des Neuen Testaments. Diese Männer sehen all die Wunder und lehnen Jesus trotzdem ab. Sie waren geistlich blind. Nur Jesus macht die Menschen, die an ihm glauben, sehend! Er hat gesagt:

Johannes 8,12: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Die hier zitierten Bibelverse sind, soweit nicht anders vermerkt, entnommen aus der
Revidierte Elberfelder Bibel © 1985/1991/2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.