Das Zweite Gebot
Einige Gedanken über den Gott, der 2. Mose 20,5 geschrieben hat.
Über Segen und Fluch.
Über Vorfahrenschuld und Generationsfluch.
Eine wissenschaftliche Betrachtung.
Dieses Buch ist noch in der Überarbeitungsphase.
Eine vorläufige Ausgabe ist hier verfügbar:
Einleitung zum Buch:
Fast jeder kennt die Zehn Gebote. Sie gehören zu den bekanntesten Teilen der Bibel. Die ersten zwei Gebote stehen in 2. Mose 20,2-6 und lauten:
2 Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe.
3 Du sollst keine andern Götter haben neben mir. –
4 Du sollst dir kein Götterbild machen, auch keinerlei Abbild dessen, was oben im Himmel oder was unten auf der Erde oder was im Wasser unter der Erde ist.
5 Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und vierten (Generation) von denen, die mich hassen,
6 der aber Gnade erweist an Tausenden (von Generationen) von denen, die mich lieben und meine Gebote halten. –
Je nach Konfession wird allerdings eine unterschiedliche Zählweise für die Zehn Gebote verwendet. Ich schließe mich hier die jüdische Zählweise an, ohne andere Zählweisen hier infrage stellen zu wollen.
In diesem Buch wird nun insbesondere der Vers 2. Mose 20,5 beleuchtet. Dieser Vers kann viele Fragen aufwerfen, wie: „Was ist hier überhaupt gemeint?“ Oder: „Was für ein Gott ist das, der so etwas sagt?“ Im Voraus kann bereits gesagt werden, dass die Antworten, die hier gegeben werden, uns einiges neu über Gott und sein Wort lehren werden. Aber dazu später mehr.
Bei einer wissenschaftlichen Arbeit ist es sehr wichtig, welche Annahmen am Anfang getroffen werden. Bei starken Vereinfachungen oder Fehlern in diesen Annahmen kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse stimmen. Auch können falsche Annahmen dazu führen, dass das Ergebnis vordefiniert wird, wie bei einer gefärbten Brille. Das Ergebnis ist nicht mehr neutral. Bibelstellen werden durch diese Brille schauend, zusammengesucht und ausgelegt.
Für diese Arbeit gibt es nun folgende Ausgangspunkte:
1 – Gott ist gerecht (Psalm 92,16).
2 – Gott ist Liebe (1. Johannes 4,8, 1. Johannes 4,16).
3 – Gott ist gut (Markus 10,18).
4 – Gott ändert sich nicht (Psalm 102,28, Maleachi 3,6, Hebräer 13,8).
5 – Die Bibel ist die Quelle.
6 – Die Menschen haben einen Eigenwillen bekommen (1. Mose 2,16-17).
7 – Jeder ist für sich selbst verantwortlich.
Diese Punkte kommen direkt aus der Bibel und sind insbesondere dann wichtig, wenn es um Bibelstellen geht, die nicht so leicht verständlich sind. Diese Punkte formen also sozusagen den Rahmen, wodurch alles betrachtet wird. Die meisten Bibelstellen sind sehr einfach zu verstehen, aber es gibt auch schwierige Stellen, die sehr unterschiedlich ausgelegt werden. Dazu braucht man nur ein bisschen im Internet zu surfen, um davon ein Bild zu bekommen. Und hierbei denke ich nur an Veröffentlichungen von Personen, die die Bibel als solche nicht infrage stellen.
Die hier oben aufgelisteten Punkte sind während der Entstehung dieser Arbeit zustande gekommen. Sie waren ganz am Anfang noch nicht da, sondern haben sich nach und nach als wichtig herauskristallisiert. Dazu war es sehr wichtig unvoreingenommen mit dieser Arbeit anzufangen, ohne irgendwelche voreingestellte Meinungen. Ich bin so frei, geläufige Meinungen, von wem sie auch immer gekommen sind, infrage zu stellen. Entweder sie werden bestätigt, oder auch nicht. Weiter war es auch ganz wichtig die ganze Bibel von Anfang bis zum Ende durchzuarbeiten.
Es gibt sicher noch mehr Punkte, die ich an oben stehender Liste hätte hinzufügen können, wie zum Beispiel: Gott ist heilig. Es würde aber die Absicht und den Rahmen sprengen, wenn diese Liste bis ins Unendliche erweitert würde. Deshalb bevorzuge ich diese übersichtliche Liste mit sieben Punkten. Diese sieben Punkte werde ich in einzelnen Kapiteln noch weiter beleuchten.
Eine Frage, die sich nun bei der Bibelstelle in 2. Mose 20,5 auftut, ist: „Gibt es so etwas wie ein Generationsfluch oder Vorfahrenschuld?“ Manche sagen: Ja, und manche sagen: Nein. Die Meinungen dazu gehen stark auseinander. Was sagt die Bibel nun wirklich dazu und wie werden die einzelnen Meinungen begründet? Im Internet gibt es dazu nur sehr wenig brauchbare Artikel.
Wichtig ist hierbei nun noch, die Frage genauer zu präzisieren: „Gibt es so etwas wie ein Generationsfluch oder Vorfahrenschuld in einer Familie?„
Eine weitere Frage, die hier aufkommt, ist: „Gibt es einen Unterschied zwischen beiden Begriffe?“ Die Antwort ist: JA! Zweifelsohne gibt es Vorfahrenschuld. Wer kann schon sagen, dass seine Vorfahren nie gesündigt hätten? Die Frage ist nur, was hier wirklich gemeint ist und ob sich das auch auf die nachkommenden Generationen auswirkt. Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten.
Sehr interessante Fragen sind nun weiter: „Wie gehe ich mit dem, was meine Vorfahren verbrochen haben, um?“ Und: „Werden Unschuldigen bestraft, für Dinge, die sie gar nicht getan haben?“ In dieser Arbeit werden mögliche Antworten gegeben.
Letztendlich sind aber die wichtigsten Fragen, die bei dieser Arbeit aufgekommen sind:
„Wer ist Gott?“ „Wie ist sein Charakter?“ „Wie handelt er und warum?„
Die ersten vier Punkte der oben erwähnten Ausgangspunkte sind durch diese Fragen über Gott entstanden: Gott ist gerecht, Gott ist Liebe, Gott ist gut und Gott ändert sich nicht.
Ohne die richtigen Antworten auf solche Fragen über Gott, ist es unmöglich, alle anderen Fragen richtig zu beantworten. Letztendlich gibt es bei diesem Thema, was 2. Mose 20,5 betrifft, eine ganze Reihe von Fragen, die man stellen kann.
Ein großes Problem kann nun sein: Wenn ich mit einer voreingestellten Meinung in der Bibel nach der Bestätigung einer Meinung suche, dann finde ich mit höchster Wahrscheinlichkeit auch eine entsprechende Bestätigung, ob die nun richtig ist oder auch nicht. Eine typische Bibelstelle dazu ist 2. Mose 20,5. Letztendlich dreht sich dieses ganze Buch um diese Bibelstelle:
Der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und vierten (Generation) von denen, die mich hassen.
Diese Stelle kann so unterschiedlich ausgelegt werden, bis zur Aussage hin, dass Gott grausam und ungerecht ist oder dass Gott ein willkürlich bestrafender Gott ist und dass die Kinder für die Sünden der Vorfahren zur Rechenschaft gezogen werden. Auch für diese wirklich falschen Schlussfolgerungen können „Bestätigungen“ in der Bibel gefunden werden. Es ist auch erstaunlich, dass es etliche Bibelübersetzungen gibt, die diese Aussagen anscheinend bestätigen.
Die Frage ist immer wieder: „Was will Gott uns durch diese oder jene Bibelstelle wirklich sagen?“ „Was ist der Zusammenhang?“ „Weshalb steht diese Stelle hier in der Bibel?“ Und nicht: „Was können wir dort hineininterpretieren?“ Oder: „Was können wir aus dieser Bibelstelle herausholen?“ Oder, was noch schlimmer ist: „Wie kann ich diese Bibelstelle für meine Absichten oder meine Theorie verwenden?“ Nicht gut ist auch, wenn eine Bibelstelle überbetont wird. Somit sollte die Frage immer wieder sein, wie diese Worte verstanden werden müssen. Oder mit anderen Worten:
Was hat der Verfasser damals mit den jeweiligen Bibelworten gemeint?
Auch kann man sich abfragen: „Was für ein Bild haben die Menschen damals bei diesen Worten vor Augen gehabt?“ Dazu ist es wichtig, sich immer wieder neu in die Gedankenwelt der damaligen Hebräer hineinzuversetzen.
Vielfach wurden die Worte Gottes oder die Worte Jesu falsch ausgelegt oder verdreht. Dazu zwei Beispiele:
Aus dem Alten Testament: Der Teufel verdreht Gottes Wort und Eva zitiert auch falsch:
1. Mose 2,16-17:
16 Und Gott, der HERR, gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du essen;
17 aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben!
1. Mose 3,1-3:
1 Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Von allen Bäumen des Gartens dürft ihr nicht essen?
2 Da sagte die Frau zur Schlange: Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir;
3 aber von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens (steht), hat Gott gesagt: Ihr sollt nicht davon essen und sollt sie nicht berühren, damit ihr nicht sterbt!
Und aus dem Neuen Testament, wo die Jünger Jesu Worte falsch auslegen:
Johannes 21,20-23:
20 Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert?
21 Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was (soll) aber dieser?
22 Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!
23 Es ging nun dieses Wort hinaus unter die Brüder: Jener Jünger stirbt nicht. Aber Jesus sprach nicht zu ihm, dass er nicht sterbe, sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?
Zu dieser Verdrehung von Gottes Wort können auch die Worte des Teufels bei Jesu Versuchung gerechnet werden. Siehe dazu: Matthäus 4,1-11 und Lukas 4,1-13.
Der nächste Punkt ist: „Können Vorfahren ihre Nachkommen mit einem Fluch belegen?“ Oder: „Können Vorfahren bewirken, dass ihre Nachkommen unter einen Fluch leiden?“ Insbesondere dieser Punkt wird sehr kontrovers in christlichen Kreisen diskutiert. Auch zu diesem Thema werden in dieser Arbeit mögliche Antworten gegeben.
Bei solchen Fragen tritt unweigerlich die Frage auf: „Wer bewirkt den Segen und den Fluch?“ Menschen können zwar Segen und Fluch aussprechen, aber was passiert danach? Wenn Menschen selbst handeln, ist das klar, wer für die Ausführung zuständig ist. Wenn Menschen aber nicht handeln, sondern nur etwas aussprechen, was passiert dann?
Oder, wenn Menschen gegen Gottes Willen und Gebote handeln, was passiert dann? Wer handelt hier dann?
Nach 5. Mose 28,1-69 ist es Gott, der handelt und das wird durch viele andere Bibelstellen bestätigt. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, weil dieses Kapitel der Bibel nicht automatisch auf jede beliebige Situation angewandt werden darf.
Auch gibt es Stimmen, die sagen, dass das hier altes Testament ist, dass das hier der Alte Bund ist und dass das nicht mehr gilt, weil wir jetzt unter einen neuen Bund leben. Auch auf diese Meinung wird in dieser Arbeit ausführlich eingegangen.
In der Bibel wird viel über Segen und Fluch geschrieben. Dabei ist es entscheidend, was für eine Einstellung die Menschen Gott gegenüber einnehmen. Zwischen Segen und Fluch wird also aufgrund der Entscheidung der Menschen durch Gott entschieden. Gott richtet sich bei seiner Entscheidung nach den Entscheidungen der Menschen.
Wenn wir davon ausgehen, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist, dann hat letztendlich auch jeder die Konsequenzen seiner eigenen Entscheidungen zu tragen. Dafür können wir nicht jemand anders verantwortlich machen und sagen: „Weil er das getan hat, deshalb habe ich jetzt diese Probleme.“
Die Bibel ist kein Zaubereihandbuch. Die Bibel verherrlicht Gott. Über Zauberei wird nur sehr wenig geschrieben, wie zum Beispiel bei Bileam (4. Mose 22,1 bis 4. Mose 24,25). Aber auch hier zeigt Gott, wer der Stärkere ist und wer letztendlich entscheidet.
Auch in 2. Mose Kapitel 7 und 8 und in der Apostelgeschichte Kapitel 8 und 13 gibt es einige Beispiele von Zauberei, aber auch hier zeigt Gott, wer der Stärkere ist.
Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass der Teufel und seine Dämonen Fluch bewirken können. In Sprüche 26,2 steht dagegen:
Wie der Sperling hin und her flattert, wie die Schwalbe wegfliegt, so ein unverdienter Fluch: Er trifft nicht ein.
So stellt sich hier die Frage: „Wann ist ein Fluch verdient und wer entscheidet darüber?“ „Wer ist betroffen?“ „Gilt das für alle Menschen, auch für Christen, oder nur für Christen, oder nur für Ungläubigen?“ All diese Fragen werden in dieser Arbeit zu Sprache kommen.
Es gibt etliche Beispiele in der Bibel, wo eine ganze Familie oder sogar eine größere Bevölkerungsgruppe ausgerottet wurde. Fast alle Beispiele stammen aus dem Alten Testament. In einigen Fällen wurde begründet, weshalb dies geschah, in anderen Fällen nicht. Manchmal war es erforderlich tiefer zu graben, um eine mögliche Begründung zu finden. Manch gab es aber auch keine Antwort. Dieser Mangel an Information darf uns jedoch nicht dazu verleiten, falsche Schlussfolgerungen zu ziehen. Wenn wir keine Antworten darauf haben, weshalb bestimmte Personen leiden mussten oder sogar umkamen, dann ist das eben so. Ich darf mich nicht über Gott stellen und behaupten, dass er ungerecht und grausam wäre. Wer bin ich? Kann ich es in einem Gerichtsverfahren mit Gott aufnehmen? Gott ist auch nicht verpflichtet, seine Entscheidungen mir gegenüber zu rechtfertigen.
Die Bibel sagt, dass alle Menschen gesündigt haben. Es bringt nicht weiter, wenn wir uns über Geschichten Gedanken machen, und versuchen diese zu beurteilen, wenn uns dort einige entscheidende Puzzlestücke fehlen. Wir müssen wir davon ausgehen, dass Gott sehr wohl wusste, was er in der Bibel niederschreiben ließ und was nicht. Er ist schließlich Gott. Wir müssen nicht alles wissen und müssen auch nicht auf alles eine Antwort haben.
Das Fehlen von Antworten bestätigt aber in keinem Fall, dass Gott ein grausamer Gott wäre, der willkürlich Menschen vernichtet. Vielmehr müssen wir Menschen uns damit zufriedengeben, nicht alles, was Gott getan hat, verstehen zu können. Deshalb ist einer meiner Lieblingsbibelstellen:
Prediger 8,17:
Da sah ich am Ganzen des Werkes Gottes, dass der Mensch das Werk nicht ergründen kann, das unter der Sonne geschieht. Wie (sehr) der Mensch sich auch abmüht, es zu erforschen, so ergründet er es nicht. Und selbst wenn der Weise behauptet, es zu erkennen, er kann es doch nicht ergründen.
Dieser Vers befreit mich von dem Druck, auf alle Fragen Antworten haben zu müssen.
So kann der Leser dieses Buchs sehr gespannt darauf sein, was letzendlich die Bibel an Informationen und Antworten auf die hier gestellten Fragen liefert. Es ist viel mehr als man zunächst vielleicht vermuten würde.
Bei der Suche nach Antworten werden wir uns in erster Linie auf dem Alten Testament konzentrieren, weil auch 2. Mose 20,5 nun mal im Alten Testament steht.
Die hier zitierten Bibelverse sind, soweit nicht anders vermerkt, entnommen aus der
Revidierte Elberfelder Bibel © 1985/1991/2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.